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Sing & Remember

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SING & REMEMBER ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Bettina Bruns, Birthe Bendixen (eh. Lüthje) und Christoph Grund aus dem Jahr 1995. Die drei Darsteller und Musiker auf der Bühne suchen die Begegnung mit der eigenen Geschichte und der der Fremden, der bereits gestorbenen. Im künstlichen Licht entsteht eine hypnotische und zugleich unruhige Atmosphäre, aus der heraus heftige Entladungen ins Gewalttätige explodieren. Mitten drin, zwischen den Zeiten, erklin­gen Lieder, a capella-Gesänge in wechselnden Intensitäten auf Texte, die Christine Wunnicke für dieses Projekt geschrieben hat.

Eine magische Klang- und Bild-Kulisse umgibt die Akteure mit ihrem Abbild, mit dem Echo ihrer Stimmen. Klanginseln aus ambient sounds tauchen immer wieder am Horizont des Gesanges auf. Mit Hilfe von kleinen Videokameras, die Nam June Paik uns für die Realisierung einer Video-Oper zur Verfügung gestellt hat, wird in Photoalben aus der Kindheit gelesen. Videoprojektionen von Details des eigenen Körpers und von singenden Mündern berühmter Sängerinnen werden zum Bühnenbild, das im Augenblick der Aufführung entsteht. SING & REMEMBER zeigt Durchgänge durch Gedächtnisse (Körper, Raum, Stimme, digitaler Speicher, Foto, Videobild). Das Erinnerte wird verflüssigt (Liquidation), in dem Moment, wo es zu Gesang erwacht. Traumartig erscheinen Anklänge an ein Monteverdi-Duett zweier Grillen, eine dramatische Arie, eine Hollywoodstimmung, eine Koloraturarie, eine Klavierromanze, und manches weht wie aus einer anderen Welt von weit hinter der Bühne in den Zuschauerraum herüber.

So entsteht Neues aus OftLängstGehörtem. Still ... still ...... das ist künstliches Licht. "Und die Chronik sagt, daß die Makel singen wollen, und die Chronik sagt, daß die Toten neidisch sind", so heißt es an einer Stelle des Librettos von Christine Wunnicke. Die Erinnerung tastet sich wie die Musik von Christoph Grund an Wort und Bild vorüber, um sich immer wieder ihren eigenen Weg zu suchen. Sie bewegt sich zwischen formaler Strenge fest auskomponierter Stimmabfolgen und Sequencerzuspielungen und dem im jeweiligen Aufführungsmoment frei Entstehenden, Improvisierten. Pathos kippt in beruhigende Schlichtheit. SING & REMEMBER ist ein Weg zu einem gegenwärtigen Gesang, durch den Vergangenheit und Zukunft hindurchscheinen.

Sing & Remember wurde uraufgeführt in der Reihe Ars Nova des SWR in Trier